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Definition “Somatoforme Störungen” F45
Somatoforme Störungen sind körperliche Symptome ohne
ausreichende organische Ursachen, früher oft “funktionelle Störungen”
genannt. “Somatoform” besagt, dass diese Störungen vom
Erscheinungsbild her wie körperlich verursachte ausschauen, es nach
genauer Untersuchung jedoch nicht sind. Organische Komponenten
können dabei durchaus eine Rolle spielen, erklären jedoch nicht
vollständig das Ausmaß der aktuellen Beschwerden (Musterbeispiel:
Bauch-, Kopf- oder Rückenschmerzen). Man wollte mit dieser
Diagnose subjektiv diskriminierende Bezeichnungen wie “psychisch
bedingte körperliche Störungen” vermeiden. Mittlerweile ist diese
Bezeichnung sehr umstritten, weil dahinter die heutzutage als falsch
erkannte Unterscheidung in “organisch oder psychisch bedingt” steht.
Nach dem so genannten bio-psycho-sozialen
Krankheitsververständnis können bei vielen primär funktionellen
Störungen auch organische Faktoren eine größere Rolle spielen als
bisher angenommen wurde, andererseits haben viele körperliche
Erkrankungen massive psychische und soziale Folgewirkungen, unter
denen die Betroffenen mehr leiden als unter den primär organischen
Ursachen (Arbeitslosigkeit, Depression, Partnerprobleme).
Entscheidend ist: Bei den somatoformen Störungen geht es nicht
primär um den Nachweis einer psychischen Ursache oder den
Ausschluss einer organischen Urache, sondern um typische Muster,
die durch bestimmte Verhaltensweisen (z.B. übermäßige ärztliche
Untersuchungen, unbegründetes Schonverhalten), Denkmuster (z.B.
subjektive Krankheitstheorien mit daraus folgenden unnötigen
Krankheitsängsten) und Interaktionsmuster (soziales Verhalten, Art der
Arzt-Patient-Beziehung) bestimmt sind.
panikattacken.at/somatoforme_stoerungen
Somatoforme Störungen - körperliche Symptome ohne ausreichenden Organbefund (früher “funktionelle” Störungen genannt)
Somatoforme Störungen im Überblick
Somatisierungsstörung: Seit mindestens zwei Jahren
mindestens sechs (häufig wechselnde) nicht rein
organmedizinisch erklärbare körperliche Symptome aus
mindestens zwei von vier Organbereichen (Herz-Kreislauf,
Magen-Darm, urogenitales System, Haut- und
Schmerzsymptome). Es bestehen Schmerzen (z.B. Kopf-,
Rücken-, Bauchschmerzen), vegetative Beschwerden
(z.B. Magen-Darm-Symptome, Herz-Kreislauf-
Beschwerden, Atembeschwerden, Probleme mit dem
Harnlassen) sowie rasche Erschöpfung bei nur geringer
Anstrengung. Ursache meist chronische Verspannung.
Undifferenzierte Somatisierungsstörung:
unvollständige Somatisierungsstörung, d.h.weniger
Symptome seit mindestens einem halben Jahr.
Hypochondrische Störung: seit mindestens einem
halben Jahr Krankheitsängste als Folge der
Fehlinterpretation der an sich harmlosen körperlichen
Symptome als gefährlich. Krankheitsbefürchtungen
(”Krankheitsphobie”: z.B. Brustkrebsangst) ohne aktuelle
körperliche Symptome zählen zu dieser Störungsgruppe.
Somatoforme autonome Funktionsstörung: isolierte
Störungen aus den Bereichen Herz-Kreislauf, Magen-
Darm, Atmung, urogenitaler Bereich), z.B. Herzrasen,
Blutdruckschwankungen, Reizmagen, Reizdarm,
Reizblase, Hyperventilation.
Anhaltende somatoforme Schmerzstörung: über sechs
Monate chronische Schmerzen (siehe “Schmerzstörung”)
Sonstige somatoforme Störungen: sonstige Symptome.