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Krankheitsangst (Hypochondrie) F45.2
Im Mittelpunkt der hypochondrischen Störung stehen übermäßige
Krankheitsängste und Krankheitsüberzeugungen. Es dominieren
andauernde, seit mindestens sechs Monaten gegebene
Befürchtungen, an einer oder mehreren schweren Erkrankungen zu
leiden, sowie beharrliche Weigerungstendenzen, den Rat und die
Versicherung mehrerer Ärzte zu akzeptieren, dass den Symptomen
keine körperliche Krankheit zugrunde liegt. Bald nach umfangreichen
Untersuchungen werden weiterhin normale und unbedenkliche
körperliche Empfindungen als abnorm oder gar lebenbedrohlich
interpetiert. Der Grad der momentanen Krankheitsüberzeugung kann
ebenso schwanken wie die Art der jeweils gefürchteten Erkankung.
Die Betroffenen betreiben eine ständige Körperbeobachtung sowie
ein Doctor-Shopping, um die gefürchtete schwere Erkrankung mit
Sicherheit auschließen zu können. Am meisten befürchtet werden
Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall sowie multiple Sklerose. Wenn nicht
der baldige Tod gefürchtet wird, dann ein langjähriges Leiden an
einem chronischen Krankheitsverlauf. Die Betroffenen fürchten auch
die Auswirkungen auf die Angehörigen. Sie leiden unter ihren
Krankheitsängsten so stark, dass die Lebensqualität und die
schulische, berufliche bzw. sonstige Funktionsfähigkeit erheblich
beeinträchtigt sind. Sie leben, als hätten Sie keine Chancen mehr.
Neben den Krankheitsängsten im Sinne der Fehlinterpretation
an sich harmloser Symptome als gefährlich (Hypochondrie im
engeren Sinn) zählen zu den Krankheitsängsten auch ohne jede
Körpersymptomatik gegebene Krankheitsbefürchtungen
(Krankheitsphobie). Wenn die Krankheitsüberzeugung völlig
unkorrigierbar ist (nicht einmal kurzfristig durch Untersuchungen),
besteht eine hypochondrische Wahnstörung.
Krankheitsangst (Hypochondrie): Befürchtungen, angesichts harmloser Symptome schwer krank zu sein
Hypochondrie als zwanghaftes Kontrollverhalten
Eine Hypochondrie kann man verstehen als
körperbezogenes Kontrollverhalten, ähnlich wie
Zwangskranke mit einem Kontrollzwang alles
Mögliche kontrollieren möchten. Medizinisches
Personal, Angehörige und Bekannte werden immer
wieder zur eigenen Beruhigung gefragt, ob tatsächlich
keine schwere Krankeit besteht, und müssen daher
unfreiwillig mitspielen, obwohl die Betroffenen dadurch
nur kurzfristig eine gewisse Entlastung ihrer inneren
Anspannung verspüren.
Menschen mit einer Hypochondrie haben einen zu
engen Gesundheitsbegriff im Sinne einer völligen
Symptomfreiheit (”ich bin erst gesund, wenn ich nichts
Unangenehmes in meinemKörper spüre”).
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Wegen der weiten Verbreitung
und der schwerwiegenden Folgen
von Krankheitsängsten habe ich
dazu ein eigenes Buch
veröffentlicht.
Erstauflage im Kreuz-Verlag.
Minimal gekürzte Neuauflage
im Patmos-Verlag.