Dr. Hans Morschitzky Klinischer und Gesundheitspsychologe Psychotherapeut (Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie)
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Magersucht (Anorexie) F50.0 Eine Anorexia ist charakterisiert durch einen absichtlich herbeigeführten und aufrechterhaltenen Gewichtsverlust mit einem BMI (Body Maß Index) unter 17,5 aufgrund massiver Ängste, zu dick zu sein. Es besteht eine Körperschemastörung und eine Unterernährung mit gefährlichen körperlichen Veränderungen bis hin zur Lebensbedrohung. Neben der anhaltenden massiven Einschränkung der Art und Menge der Nahrungsmittel, oft in Verbindung mit exzessivem Sport (restriktiver Typ) gibt es auch eine bulimische Form der Anorexie mit Gegenmaßnahmen bei Heißhungerattacken (Erbrechen, Abführen). Am häufigsten ist die Störung bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen; heranwachsende Jungen und junge Männer, Kinder vor der Pubertät und Frauen bis zur Menopause können ebenfalls betroffen sein. Es gibt auch eine atypische Form der Anorexie (es sind nicht alle Kriterien erfüllt). Das Bedürfnis nach Kontrolle über den Körper und die Ernährung ist mit dem damit verbundenen Erfolgsgefühl ein Hauptmotiv. Die Anorexie ist ein untauglicher Autonomie-Versuch gegenüber der Umwelt dar.
Essstörungen: Essen oder Nicht-Essen als MIttel der Regulation der psychischen Befindlichkeit
Essattacken ohne Erbrechen (binge eating) F50.9 Bei der Binge-Eating-Störung bestehen regelmäßige Heißhungeranfälle mit der Aufnahme großer Nahrungsmengen ohne Erbrechen. Die Fressattacken sind weniger begrenzt als bei der Bulimie (z.B. über Tage nicht episodenhaft), bestehen mindestens an zwei Tagen pro Woche und werden von keinen kompensatorischen Maßnahmen (Erbrechen, Abführmittel) begleitet. Anders als bei der Anorexie und der Bulimie sind auch viele Männer betroffen (35 % sind Männer). Diese Störung führt häufig zu krankhaftem Übergewicht (Adipositas). Wenn der Heißhungeranfall gestillt ist, treten depressive Gefühle auf. Oft wird dann versucht, weitere Essattacken zu unterdrücken, um wieder Selbstkontrolle über das eigene Essverhalten zu erlangen. Wenn dies scheitert, ziehen die Betroffenen sich häufig zurück und leben ihre Essattacken im Verborgenen aus.
Dr. Hans Morschitzky Klinischer und Gesundheitspsychologe Psychotherapeut (Verhaltenstherapie, Systemische Familientherapie)
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Ess-Brechsucht (Bulimie) F50.2 Bei einer Bulimie bestehen häufige Episoden von Fressattacken, bei denen große Mengen an Nahrung in kurzer Zeit konsumiert werden, eine ständige Beschäftigung mit dem Essen, eine unwiderstehliche Gier oder Zwang zu essen. Die Betroffenen versuchen der Gewichtszunahme mit folgenden MItteln entgegenzusteuern: absichtliches Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, zeitweilige Hungerperioden (Fasten, um schlank zu werden), Gebrauch von Appetitzüglern, Abführmittel oder harntreibenden Mitteln, exzessiver Sport. In Fressphasen verschlingen die Betroffenen genau jene Nahrungsmittel, die sich sonst verbieten. Es besteht eine Selbstwahrnehmung als "zu fett": die ideale Figur soll das Selbstwertgefühl erhöhen. Eine Bulimie ist jedoch primär ein spannungs- und emotionsregulierendes Verhalten mithilfe von Fressen und Erbrechen. Aufgrund der kurzfristigen Wirkung bleibt dieses Verhalten bestehen, trotz Schuldgefühlen nach den Attacken. Eine Bulimie erfolgt heimlich (Eltern/Partner sind oft ahnungslos).
Als eine Form der Essstörung kann man auch eine Adipositas ansehen, wenn das Essen in Zusammenhang mit der psychischen Befindlichkeit steht, denn das Wesentliche einer Essstörung ist der Umstand, dass Essen bzw. Nicht-Essen ein Mittel zur Regulation der psychischen Befindlichkeit darstellt. Die Diagnose lautet dann: Psychologische Faktoren und Verhaltensfaktoren bei Adipositas, Diagnose-Code F54 In Verbindung mit E66 (Adipositas-Code). Ganz allgemein gilt bezüglich Esssstörungen: Es handelt sich dabei um ein zustandsveränderndes Verhalten, ähnlich wie bei Drogen (daher früher oft “Sucht” genannt). Die Betroffenen können mit inneren Zuständen wie Leere, Wut, Ärger, Traurigkeit, Einsamkeit und Langeweile nicht umgehen und wollen diese Probleme auf der Ebene des Essens bzw. Nicht-Essens lösen. Das herrschende Schlankheitsideal sowie falsche Essgewohnheiten sind oft nur Auslöser bzw. Verstärker der Essstörung, aber nicht die einzige Ursache.