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Begriffsdefinition
Ausberannt ist, wer einmal gebrannt hat, wer voll Feuer und Flamme
für eine Sache eingetreten ist. Im Einsatz für Beruf, Familie und
bestimmte Ideale hat man ganz auf sich selbst vergessen. Das innere
Gleichgewicht von Energieaufbau im Sinne von Selbstfürsorge und
Verausgabung im Sinne des Engagements für andere ist verloren
gegangen. Der Begriff „Burnout“ wurde 1974 in den USA vom
deutschstämmigen Psychiater und Psychoanalytiker Herbert J.
Freudenberger aufgrund eigener Analysen im Umgang mit seinen
Patienten sowie aufgrund der Beobachtung zunehmender
Erschöpfung früher sehr engagierter Mitarbeiter von
Hilfsorganisationen geprägt. Ein Burnout im Sinne einer dauernden
körperlichen, emotionalen und geistigen Erschöpfung stellt nach dem
aktuellen internationalen Diagnoseschema ICD-10 keine Krankheit im
eigentlichen Sinn dar, sondern „nur“ einen von zahlreichen Faktoren,
die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur erhöhten
Inanspruchsnahme von Gesundheitsdiensten führt.
Burnout - langdauernde körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung, derzeit ohne Krankheitswertigkeit
Matthias Bursch beschreibt 7 Phasen:
1. Warnsymptome der Anfangsphase: vermehrtes
Engagement für Ziele (Gefühl der Unentbehrlichkeit,
Verleugnung eigener Bedürfnisse, Hyperaktivität,
schlechtes Zeit-Management, nicht delegieren können)
und gleichzeitiges Gefühl von Erschöpfung (Müdigkeit,
Energiemangel, Unausgeschlafenheit);
2. Reduziertes Engagement/Rückzug: im Allgemeinen
(Verlust des Einfühlungsvermögens, Zynismus),
gegenüber Mitarbeitern, Patienten, Kunden (fehlende
positive Einstellung, Meidung von Kontakten), während
der Arbeit (negative Einstellung, Widerwillen, Überdruss),
erhöhte Ansprüche (Verlust von Idealismus, Gefühl
mangelnder Anerkennung, zunehmende private/familiäre
Probleme);
3. Emotionale Reaktionen/Schuldzuweisung:
Depression (Stimmungsschwankungen, unbestimmte
Angst, Selbstmitleid, Humorlosigkeit, verringerte
emotionale Belastbarkeit, innere Leere, Abstumpfung,
Apathie) und Aggression (Ärger, Reizbarkeit,
Schuldzuweisung bzw. Vorwürfe an andere, Negativismus,
Intoleranz, Launenhaftigkeit, häufige Konflikte);
4. Abbau von geistiger Leistungsfähigkeit
(Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen), Motivation
(fehlende Initiative, Dienst nach Vorschrift), Kreativität
(verringerte Fantasie) und Wahrnehmung
(undifferenziertes Schwarz-Weiß-Denken);
5. Verflachung des emotionalen Lebens
(Gleichgültigkeit), des sozialen Lebens (Vermeidung
sozialer Kontakte), des geistigen Lebens (Desinteresse,
Langeweile, Verzicht auf Hobbys);
6. Psychosomatische Reaktionen: Muskelverspannung,
Kopf- und Rückenschmerzen, Herz-Kreislaufbeschwerden,
Engegefühl in der Brust, Magen-Darm-Störungen,
chronischer Schwindel, Schwächung des Immunsystems,
Schlafstörungen, veränderte Essgewohnheiten,
Sexualstörungen, Missbrauch von Alkohol, Kaffee, Tabak,
Drogen, Medikamenten;
7. Verzweiflung: negative Einstellung zum Leben,
Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeitsgefühle,
Selbstmordgedanken.
Häufige krankheiswertige Folgen eines Burnouts:
F10.1 schädlicher Gebrauch von Alkohol
F13.1 schädlicher Gebrauch von Tranquilizern
F32.0/1 depressive Episode, gegenwärtig leicht bzw. mittelgradig
F41.0 Panikstörung
F43.21 Anpassungsstörung, längere depressive Reaktion
F45. Somatisierungsstörung
F45.1 undifferenzierte Somatisierungsstörung
F45.3 somatoforme autonome Funktionsstörung
F45.4 anhaltende somatoforme Schmerzstörung
F50.9 attackenartiges Essverhalten (binge eating Störung)
F51 nichtorganische Schlafstörung